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  Consegna

Deutsch-Lesetraining für alle

Franz Kafka: Ein Traum

     

Ein Traum

Josef K. träumte:

Es war ein schöner Tag und K. wollte spazierengehen. Kaum aber hatte er zwei Schritte gemacht, war er schon auf dem Friedhof. Es waren dort sehr künstliche, unpraktisch gewundene Wege, aber er glitt über einen solchen Weg wie auf einem reißenden Wasser in unerschütterlich schwebender Haltung. Schon von der Ferne faßte er einen frisch aufgeworfenen Grabhügel ins Auge, bei dem er haltmachen wollte. Dieser Grabhügel übte fast eine Verlockung auf ihn aus und er glaubte, gar nicht eilig genug hinkommen zu können. Manchmal aber sah er den Grabhügel kaum, er wurde ihm verdeckt durch Fahnen, deren Tücher sich wanden und mit großer Kraft aneinanderschlugen; man sah die Fahnenträger nicht, aber es war, als herrsche dort viel Jubel. Während er den Blick noch in die Ferne gerichtet hatte, sah er plötzlich den gleichen Grabhügel neben sich am Weg, ja fast schon hinter sich. Er sprang eilig ins Gras. Da der Weg unter seinem abspringenden Fuß weiter raste, schwankte er und fiel gerade vor dem Grabhügel ins Knie. Zwei Männer standen hinter dem Grab und hielten zwischen sich einen Grabstein in der Luft; kaum war K. erschienen, stießen sie den Stein in die Erde und er stand wie festgemauert.

Glossar

Substantive:

Tag: Ein schöner Tag, der die Szene einleitet und auf einen scheinbar normalen Beginn hinweist. Der Tag steht hier für das gewöhnliche Leben, das im Kontrast zu den folgenden surrealen Ereignissen steht.
K.: Der Protagonist, der im Text mit einem einzigen Buchstaben bezeichnet wird. K. ist eine typische Figur in den Werken Franz Kafkas, die oft als Stellvertreter für den Menschen an sich gesehen wird, der mit unverständlichen und bedrückenden Situationen konfrontiert wird.
Friedhof: Ein Ort, der den Tod und das Jenseits symbolisiert. Im Text taucht der Friedhof plötzlich auf und steht für eine surreale, fast traumhafte Verschiebung des Alltäglichen in eine bedrückende, symbolische Welt.
Wege: Die künstlichen, unpraktisch verschlungenen Wege des Friedhofs symbolisieren das verworrene, nicht lineare Leben oder die Unübersichtlichkeit des Schicksals. K. bewegt sich auf diesen Wegen unkontrolliert, wie gleitend, was die Unausweichlichkeit seines Weges andeutet.
Grabhügel: Ein frisch aufgeworfener Grabhügel übt eine unwiderstehliche Anziehungskraft auf K. aus. Der Grabhügel symbolisiert den Tod oder das Ende, und K. spürt eine geheimnisvolle Faszination, fast eine Verlockung, die ihn zu diesem Punkt hinzieht.
Fahnen: Die Fahnen, deren Tücher sich winden und gegeneinander schlagen, symbolisieren Feierlichkeit oder Triumph. Sie verdecken manchmal den Grabhügel und stellen vielleicht eine Art Verwirrung oder Ablenkung dar, die K. auf seinem Weg begegnet. Gleichzeitig könnte der Jubel, der die Fahnen begleitet, eine makabre Feier des Todes darstellen.
Fahnenträger: Obwohl die Fahnenträger unsichtbar bleiben, spielen sie eine wichtige Rolle in der Atmosphäre der Szene. Ihre Unsichtbarkeit unterstreicht das Unheimliche und Mystische des Augenblicks.
Gras: K. springt ins Gras, was einen Versuch darstellt, aus der direkten Bahn des Weges auszubrechen. Das Gras könnte für die Natur oder eine Verbindung zur Erde stehen, bietet aber keine wirkliche Zuflucht vor dem, was kommt.
Knie: K. fällt vor dem Grabhügel auf die Knie, was eine symbolische Geste der Unterwerfung oder Verzweiflung sein könnte. Das Knien könnte auch als Zeichen der Ohnmacht gegenüber dem Tod oder dem Schicksal gedeutet werden.
Männer: Zwei Männer stehen hinter dem Grab und halten einen Grabstein hoch. Sie agieren fast wie Schicksalsgestalten oder Vollstrecker, die den Tod vorbereiten. Ihre Handlung, den Grabstein in die Erde zu stoßen, gibt dem Moment eine endgültige und unausweichliche Bedeutung.
Grabstein: Der Grabstein, den die beiden Männer in die Erde stoßen, symbolisiert die Unausweichlichkeit des Todes. Sobald K. erscheint, wird der Grabstein zugemauert, was auf die Unausweichlichkeit von K.s Schicksal hinweist.

Verben:

spazierengehen: K. möchte spazieren gehen, was normalerweise eine entspannende, alltägliche Aktivität ist. Hier bedeutet es jedoch den Übergang in eine surreale Welt des Todes und der Unausweichlichkeit.
gleiten: K. gleitet über den gewundenen Pfad, was darauf hindeutet, dass er keine wirkliche Kontrolle über seine Bewegungen hat. Das Gleiten symbolisiert das Unaufhaltsame, wie ein Fluss, der ihn zu einem vorbestimmten Ziel trägt.
ins Auge fassen: K. sieht ständig zu dem Grabhügel hin, was seine Fixierung und Faszination für den Tod oder das Ende seines Weges andeutet.
verlocken: Der Grabhügel verlockt K., was auf eine unnatürliche Anziehungskraft hinweist, die der Tod auf ihn ausübt. Er verspürt fast einen Drang, so schnell wie möglich dorthin zu gelangen.
verdecken: Die Fahnen verdecken den Grabhügel, was auf Ablenkungen oder Hindernisse hinweist, die die klare Sicht auf den Tod oder das Schicksal verdecken könnten.
springen: K. springt ins Gras, ein verzweifelter Versuch, dem unaufhaltsamen Weg zu entkommen. Es symbolisiert seine letzte Anstrengung, die Kontrolle zurückzugewinnen.
schwanken: K. schwankt nach dem Sprung, was seine Instabilität und Hilflosigkeit in dieser Situation verdeutlicht.
fallen: K. fällt vor dem Grabhügel auf die Knie, was fast den Anschein einer Hinrichtung hat.
halten: Die beiden Männer halten den Grabstein hoch, was auf ihre Rolle als Vollstrecker des Schicksals hinweist. Sie kontrollieren den Moment, in dem der Tod endgültig besiegelt wird.
stoßen: Die Männer stoßen den Grabstein in die Erde, was die endgültige Bestätigung von K.s Schicksal darstellt.

Adjektive:

schön: Der Tag wird als schön beschrieben, was im Kontrast zu den düsteren Ereignissen steht, die folgen. Die Schönheit des Tages verstärkt das Unheimliche, da sie in direktem Kontrast zum düsteren Thema des Friedhofs steht.

künstlich: Die Wege auf dem Friedhof sind künstlich und unpraktisch, was auf die Künstlichkeit des Lebens oder die Unnatürlichkeit des Todes hinweisen könnte. Es unterstreicht das Gefühl von Verwirrung und Absurdität.

unpraktisch: Die Wege sind unpraktisch gewunden, was darauf hinweist, dass der Weg des Lebens oft kompliziert und verworren ist.

unerschütterlich: K. gleitet in unerschütterlich schwebender Haltung über den Weg, was auf einen Moment des inneren Gleichgewichts hinweist, der jedoch nicht von Dauer ist.

frisch: der Grabhügel ist frisch aufgeworfen, was auf die Vorbereitung der Grabstätte hindeutet.

verhüllt: manchmal ist der Grabhügel mit Fahnen verhüllt, was symbolisch für das Verbergen oder die Ablenkung vom Tod steht.

viel: Die Fahnen suggerieren, dass in der Nähe des Grabhügels viel gefeiert wird, was in groteskem Kontrast zur ernsten Situation auf dem Friedhof steht.

gleich: Der Grabhügel erscheint plötzlich direkt neben K., was die Kürze des Lebens unterstreicht.

festgemauert: Der Grabstein ist festgemauert, was auf die Endgültigkeit des Todes und die Unausweichlichkeit des Schicksals hinweist.

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